Briefmarken-Handbuch
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Lexikon

T

Tauschen
Tauschtag
Tiefstgeprüft

Tauschtag / Großtauschtag
Ältere Sammler können sich vielleicht noch daran erinnern: Briefmarken tauschen. Das hatte was. Man traf sich mit anderen Sammlern, schaute sich deren Dublettenbücher an, während sich die Tauschpartner die eigenen ansahen. Man fand dieses und der Partner jenes, notierte die Michelpreise - und fand irgendwie einen mehr oder weniger genauen Ausgleich. Man hatte Kontakte, interessante Gespräche und konnte Lücken füllen.
Längst vorbei. Nicht mal mehr möglich. Auf welcher Basis sollte man das auch tun? Die Katalogpreise sind jedenfalls keine, denn es muß jemand schon mit dem "Klammerbeutel gepudert" sein, wenn er, eines von zigtausend möglichen Beispielen, einen gestempelten Berliner Satz "Glocke, Klöppel Mitte" gegen einen postfrischen Einzelmarkensatz Berliner Frauen, beide mit je € 70,-- im Michel, tauschen würde.
Was die Briefmarkenlobby an solchen privaten Tauschaktionen sicher mehr als störend empfand, war einfach der Umstand, daß sie daran nicht teilnehmen, nicht verdienen konnte. Das haben diese unseligen und unrealistischen Katalogpreise nun unterbunden.
Also, OK, tauschen scheint out, scheint tot.
Zufall? Kaum. Gesteuert? Sieht so aus. Jedenfalls hilft dies der organisierten Philatelie enorm, sie hat die Sammler nun "im Griff".
Und, logisch, nun veranstaltet man Händlermessen, die den Namen "Tauschtag", gar "Großtauschtag" bekommen, gibt sich als Staffage ein paar Sammler, die auch nur hoffen, ihre Massenmarken zu den gleichen Prozentsätzen wie die Händler verkaufen zu können, dazu ein paar Ausstellungsrahmen, die sich hie und da jemand anschaut, fertig.
Statt nun, wie im Internet, für Massenschrott, 5 % oder 10 % vom Michel zu bezahlen, zahlt der junge , der etwas uninformierte Sammler hier 30 % - und, eigenartig, genau diese Massenmarken stehen im Vordergrund, Einzelmarken, ersttagsgestempelte und oft nicht mal prüfbar.
Findet man etwas wirklich Sammelnswertes, was gar nicht so einfach ist, dann muß man halt schnell auch mal 40 %, 50 % oder mehr bezahlen.
Also hat der Name "Tauschtag" absolut nichts mit tauschen zu tun, ist nur eine Verkaufsveranstaltung der Briefmarkenlobby, eine weitere zerplatzte Hoffnung.
Schade eigentlich. Zumal, wenn man den Aufwand sieht, mit dem solche Tage von "Ehrenamtlichen", das sind meistens die örtlichen Briefmarken-Sammler-Vereine, auf die Beine gestellt werden. Schade insbesondere deswegen, weil die, die den Sammlern besonders nahe stehen (sollten), ihre Energie, wohl eher gedankenlos, gegen die Sammler verschwenden.