Briefmarken-Handbuch
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"Ich sammle Briefmarken"!
Wenn man die Antworten, die man auf so eine Feststellung zu hören bekommt, mal zusammenfaßt, kann man sich an vieles erinnern: oft hört man leicht ironische Bemerkungen bis zum Vergleich mit Papierschnipselsammler, häufig auch, "in meiner Jugendzeit habe ich auch mal gesammelt, irgendwo habe ich auch noch ein Album" und immer wieder von schlechten Erfahrungen bezüglich eines Verkaufsversuches, die der Gesprächspartner selbst gemacht hat oder von denen er gehört hat - und dann wird wortreich von diesem Hobby abgeraten.
Wie konnte es so weit kommen? Betrifft das auch die eigene Sammlung?
Beginnen wir ganz von vorn. Das ist zunächst einmal das Zusammentragen von Briefmarken, welches aus irgendeiner Zuneigung oder Faszination geboren, Begeisterung und eine positive "Sammelwut" auslöst.
Das erste Ergebnis ist ein ungeordneter, unübersichtlicher und chaotischer "Haufen" von Briefmarken, der bei manchem bald den Gedanken ans Aufhören aufkommen läßt.
Ästhetische, geschichtliche, träumerische, ganz reale oder sonstige Empfindungen wecken dann aber doch häufig Entwicklungen in Spezialisierungen, die zu Beginn meistens in Motiv- oder Ländersammlungen ihr Ziel finden. Und, das muß man ganz klar sagen, zumal im Hinblick auf die weitere sammlerische Entwicklung, jede Art der Konzentration ist auch eine Spezialisierung. Und hier beginnt nun der Briefmarkensammler seine erste Briefmarkensammlung, die, wenn sie mal gewisse Qualitäten erreicht hat, die Besitzerbrust stolz anschwellen läßt.
Ich sage mit Absicht "Qualitäten", denn das Briefmarkensammeln hat nichts, aber auch gar nichts mit "Quantitäten", also Mengen oder Massen, die sogar der natürliche Feind des Briefmarkensammelns sind, zu tun.
Und schon gar nichts mit Vollständigkeit, denn die ist in Wirklichkeit nicht erreichbar. Allein die Bundesrepublik Deutschland z.B. hat seit 1949 bis heute annähernd 3.000 Briefmarken verausgabt - in unzähligen Varianten postfrisch, gestempelt oder auf Brief.
Man hört oft, daß jemand alle Michel-Nummern eines Gebietes besitzt - das jedoch ist unendlich weit von "Vollständigkeit" entfernt, ist, ja, im Grunde genommen die am wenigsten sammelwürdige Variante einer guten bis sehr guten Sammlung.
Nein, was wirklich zählt, ist nur Qualität - und das bis ins kleinste Detail. Absolut kompromißlos!
Eine Sammlung, die aus
Abo-Ware", also zusammengetragenen massenhaften Neuheiten,
aus "ungepflegten" Bestandteilen, also aus Qualitäten, die die Briefmarken nicht in ihrem schönsten Erscheinungsbild zeigen,
aus bunt durcheinander, unschön oder nicht prüfbar gestempelten oder beschädigten, aus
manipulierten, geflickten, nachgezähnten und nachgummierten Marken, falsch und gefälscht gestempelten und
massenhaft gefertigtem Machwerk der Briefmarkenlobby
besteht, wird nie Freude bei ihrem Besitzer auslösen - und schon gar kein Interesse bei anderen Sammlern wecken - und das bedeutet halt gleichzeitig, eine wertlose und unverkäufliche Sammlung zu besitzen.
Im Umkehrschluß heißt das, daß nur eine Sammlung von allerhöchster, also kompromißloser Qualität "sammlerische" Brillanz oder, als Nebeneffekt, man sammelt ja nicht, um zu verkaufen, "finanziellen" Wert entwickeln kann. Ich nenne die finanzielle Entwicklung einer Sammlung absichtlich "Nebeneffekt", weil sie beim leidenschaftlichen Sammler nicht im Blickpunkt steht. Muß sie auch nicht, denn, wenn man sich kompromißlos auf höchste Qualität konzentriert, wird sich dieser Erfolg automatisch einstellen.
Man hört immer wieder, daß Sammlern der Wert ihrer Sammlung egal sei. OK, das kann 10, 20 oder mehr Jahre tatsächlich der Fall sein. Aber irgendwann kommen plötzlich finanzielle Engpässe, Krankheit, gar das Alter oder sonstige "logische" Lebensphasen - und dann regen sich gerade diese Sammler ganz besonders darüber auf, daß ihre Sammlungen unverkäuflich sind, sie ein Leben lang in "Mist" investiert haben..
Da hilft nur das Qualitätsmanagement.
Wenn man nun Qualität beim Briefmarkensammeln definieren will, ist das sehr umfänglich und schwer abschließbar- und liegt letztendlich im Auge dessen, der sammelt.
Prinzipiell kann man sagen, daß es zum allgemeinen Trend, vor allem zum von der Briefmarkenlobby empfohlenen Sammeln völlig gegenläufig ist. Und all das dort Empfohlene gilt es zu vermeiden. Dazu gehört, alle 08/15-Ware als solche zu erkennen, zu wissen, daß Katalogpreise keine Bedeutung haben. Und zu wissen, daß alles, aber auch wirklich alles, was in den letzten 55 Jahren in Abonnements erworben wurde, bis auf ganz wenige vernachlässigbare Beispiele heute schlicht wertlos ist. Ersttagsbriefe und Ersttags- sowie Erinnerungsblätter werden heute zu 99 % im 5-Cent-Bereich je Stück gehandelt. Dabei ist es wirklich egal, welches Land man als Beispiel nimmt.
Auf keinen Fall also per Abonnement sammeln - wobei hier das Wort sammeln schon völlig fehl am Platz ist. Zusammentragen wäre richtiger.
Daß jede einzelne Marke, jedes einzelne Stück absolut einwandfrei sein muß, versteht sich von selbst. Kein Zahn darf fehlen, keiner zu kurz, das Bild wie auch die Gummierung nicht beschädigt sein. Schon Fingerabdrücke auf der Gummierung machen eine postfrische Briefmarke wertlos - ebenso wie Falze oder Falzreste. Auch wenn der Handel und die Kataloge anderes suggerieren.
Denn ein Verkäufer sieht das natürlich ganz anders, er will ja seinen "Schrott" verkaufen. Wenn man dem dann nicht einwandfreie Marken anbietet, lehnt er lächelnd ab.
Glücklich und garantiert ein Leben lang Briefmarkensammler ist der, der von Anfang an kompromißlos auf Qualität achtete und das Außergewöhnliche gesucht hat - und auch immer finden konnte. Bogenrandzudrucke wie Formnummern, Druckerzeichen, Zudrucke, Druckerkennziffern, Randziffern, Zählnummern, Druckdaten, Farbrandstreifen, Fluoreszenzen, Druckarten, Wohlfahrtszähnungen, Bogenschneidemarkierungen zählen ebenso dazu, wie Paare oder Viererblöcke oder Streifen mit Rollennummern, Rollenanfängen oder -enden, spitze und breite Ausgleichszähne, Markenheftchenvarianten, Zusammendrucke, weit über im Michel genannte Varianten hinausgehend, Gummierungsunterschiede und natürlich Platten- und Druckfehler, Farbunterschiede und vieles mehr.
Und natürlich die gehobene, wohl anspruchsvollste Art des Briefmarkensammelns: gestempelt, mit nach Möglichkeit ausnahmslos zentrischen Vollstempeln - auch und besonders bei all den soeben genannten Varianten und natürlich echt gelaufene Briefe.
Während sich bei den postfrischen Marken Qualität auf die eben genannten Besonderheiten beschränkt bzw. bezieht, bemißt sie sich bei gestempelten Marken am Stempel. Der muß auf jeden Fall lesbar sein, IMMER, was bedeutet, daß Ort und Datum eindeutig und klar erkennbar sein müssen. Nur so ist eine Prüfung möglich, kann z.B. erkannt werden, ob der Stempel zeitgerecht abgeschlagen wurde. Weiterhin sollte er klar, schlicht schön, sein. Verschmierte, verwischte Stempel oder doppelte Abstempelung gehören in den Papierkorb.
Und der wichtigste und logischste unter allen Ansprüchen an die Qualität ist der, daß die, daß alle Marken ab einem Katalogwert von ca. € 25,00 geprüft sein sollten. Nur so ist gewährleistet, daß eine Marke echt und unverfälscht ist. Mehr dazu z.B. unter den Stichworten Prüfer, Prüfzeichen oder Fälschungen.
Und die Königsdisziplin, das Briefesammeln, ist natürlich das Tüpfelchen auf dem "i".
Man kann sich ausschließlich, wie auf alles andere auch, darauf spezialisieren. Für mich ist es das allerdings nicht, es ist für mich eine Spiel-, eine Sammelart, eine wundervolle Ergänzung meiner bzw. jeder Sammlung. Hier entscheidet die "Schönheit" eines Briefs und die Seltenheit einer Portostufe oder die gelungene Kombination der Portostufen über die Qualität. Und natürlich auch eine möglichst weit über normale Gebrauchsspuren hinausgehende Erhaltung.
Und das alles sammelt man am Besten in einem dicken, allen Ansprüchen genügenden Einsteckalbum. Flexibel kann man damit "seine" Sammlung aufbauen, verändern - und natürlich so darstellen, wie man es für richtig hält.
Vordruckalben sind der natürliche Feind des informierten Sammlers - und dem, der es werden will.
Natürlich sammeln sich unglaublich viele Briefmarken an, was zur Folge hat, daß sich das Dubletten-Album immer mehr aufbläht. Und da empfehle ich, ich habe es genauso gemacht, auch dort nur die gleiche Spitzenqualität wie bei meiner Sammlung zu akzeptieren. Das zu erreichen, kostet erst mal große Überwindung, denn alles, was diesen Ansprüchen nicht genügt, gehört in den Schredder. Wenn man das aber mal durchgezogen hat, ist man dann richtig stolz auf das, was übrig geblieben ist: wertvolle Qualitäten.
Es ist, wenn man sich auf die Sprachrohre der Philatelie verläßt, sehr schwer, fast aussichtslos, so konzentriert Qualität zu sammeln. Aber nur fast. Von dort wird überwiegend das Neuheitensammeln und philatelistisches Machwerk mit gewollten Fehlinformationen empfohlen. Dazu gehört lustigerweise auch, daß all das, was der Sammler sich selbst "schafft", also Briefe, individuelle Ersttagsbriefe und Abstempelungen, als Machwerk bezeichnet, und gleichzeitig all dieser von der Briefmarkenlobby produzierte Ramsch, der mit großem Gewinn und massenhaft zum Schaden der Sammler produziert und verkauft wird, als das Sammelwürdige propagiert wird. Logisch, nicht der Sammler soll "Gewinn" machen, den macht lieber diese Lobby.
Drehen Sie es um, seien Sie egoistisch und akzeptieren Sie nur das, was klar und eindeutig Ihren Vorteil berücksichtigt. Sammeln Sie so, daß Briefmarkensammeln in allen Phasen Ihr schönstes Hobby der Welt ist und auch bleibt.
Und jagen Sie nicht hinter dem "Komplett-Wahn" her. Komplett zu sein ist das Unwichtigste, was man sich vorstellen kann. Allein schon, weil es nicht erreichbar ist. Nicht Quantität, nein, das Einzelstück in allerbester Qualität ist das Ziel - und wenn man dabei mal einen Satz in allerbester Qualität tatsächlich komplettieren konnte, dann ist das Erfüllung, das Höchste.