Lexikon
B
Briefmarkenhandel
Der Briefmarkenhandel hat sich gewandelt. Ich kann mich erinnern, daß mir mein Händler Marken, die ich suchte, besorgte und mir auch Tips gab, auf was ich achten solle. Das war noch ein richtiger Dienstleister.
Heute werde ich schon schief angeschaut, wenn ich bestimmte Wünsche äußere oder gar frage, was dieses oder jenes kostet. Verwehrt wird mir nicht, daß ich, bevor ich ihn kaufe, in einen Katalog schauen möchte, aber auch das sieht man nicht gerne.
Für mich ganz klar zu erkennen ist, daß der Handel, wahrscheinlich durch seine in den vergangenen Jahrzehnten ständig steigenden Kosten und hoher Lagerhaltung, unter enormem Druck steht. Also steht, das ist nicht zu übersehen, der Verkauf absolut im Vordergrund - nach Möglichkeit ohne das, was man unter Dienstleistung versteht.
Also was kann man erwarten, wenn man auf die Frage, ob dieser Händler mir vollgestempelte Berliner Marken mit Berlin-Stempel besorgen könne, meint, nein, das herauszusuchen sei zu arbeitsaufwändig, mein Wunsch nach erstklassiger Ware mit dem Kommentar versieht, anderes müsse auch verkauft werden, spezielle Wünsche auch nach zehnfacher Nachfrage einfach nicht in seinen Service aufnimmt.
Und was soll man davon halten, wenn man mal erst der nächste Kunde ist und miterlebt, daß auf die Frage von Großeltern, was sie ihrem Enkel, der angefangen hat Briefmarken zu sammeln, schenken könnten, ein Abo und das Vordruckalbum empfiehlt? Auch zu sehen, wie Standardmassenware zu einem Vielfachen ihres eigentlichen Handelswertes verkauft wird, ist erschreckend. Man stelle sich einfach mal vor, daß man für etwas € 10,00 oder mehr bezahlt, das man im Internet für einen Euro bekommt.
Der Handel muß sich etwas einfallen lassen, wenn er überleben will. Muß kritisch seine Vertriebspolitik überdenken, den Sammler als Kunden erkennen und dann so handeln, daß er auch Kunde bleibt.
Nach den Erfahrungen der letzten Jahre wird auch der letzte Briefmarkensammler anfangen, selbst zu denken - und das wird für den Handel unangenehm enden.